Die Covid-19 Pandemie bestimmt weiterhin das öffentliche Leben. Wir haben außer der wichtigen Prophylaxe und guten intensivmedizinischen Maßnahmen bisher allerdings kaum effektive therapeutische Ansätze. Angesichts der hohen Infektiosität, mit zum Teil schweren Verläufen und etlichen Patienten, die nach einer durchgemachten Erkrankung noch länger an Symptomen wie Müdigkeit, Atembeschwerden oder Geruchsverlust leiden, ist es von großer Bedeutung zu wissen, was die Chinesische Medizin zur Behandlung dieser Erkrankung beitragen kann. Dies gilt umso mehr, da die angestrebte Herdenimmunität der Bevölkerung durch Impfung noch dauern wird, und diese durch neue Mutationen des Virus ständig bedroht ist.
Bereits während der SARS Epidemie 2003, verursacht durch SARS-CoV1, wurden in China Patienten zusätzlich zur westlichen Medizin mit Chinesischer Medizin behandelt. In einem 2004 veröffentlichen Bericht der WHO (1) wurde im Rahmen einer kontrollierten Beobachtungsstudie eine signifikant höhere Überlebensrate bei Patienten festgestellt, die eine kombinierte Behandlung aus westlicher und Chinesischer Medizin erhielten. (Verglichen mit einer Gruppe, die ausschließlich mit westlicher Medizin behandelt wurde.)
Während des aktuellen Ausbruchs von SARS-CoV2 sind in der Region Wuhan allein bis Ende Februar 2020 ca. 60.000 Covid-19 Patienten mit Chinesischer Medizin behandelt worden (2). Von offiziellen chinesischen Stellen und Arbeitsgruppen (s.u.) wurden Behandlungsstrategien veröffentlicht, die in englischer bzw. deutscher Übersetzung vorliegen. (3) (4)
Das wichtigste Therapieverfahren ist dabei die chinesische Phytotherapie, die noch vor der Akupunktur die am häufigsten eingesetzte Therapiemethode in der Chinesischen Medizin ist. Sie wird durch einen qualifizierten Arzt individuell meist als Mischung aus etwa fünf bis fünfzehn Arzneimitteln verordnet. Die überwiegend importierten Arzneimittel unterliegen natürlich den internationalen Regeln des Arten- und Tierschutzes und können geprüft (durch europäische Labore) auf Identität, Qualität und Kontaminationen, zertifiziert über spezialisierte Apotheken bezogen werden. Sie werden meist abgekocht als „Tee“ eingenommen, und stehen daneben auch als Granulate oder Fertigarzneien in Tabletten oder Pillenform zur Verfügung.
Die chinesische Arzneitherapie ist eine sehr differenzierte und wirksame Therapieform für eine Vielzahl an Störungen und Krankheiten. Die antivirale und entzündungshemmende Wirkungsweise der Einzelsubstanzen ist gut untersucht. Entgegen anderslautender Meldungen ist sie bei Beachtung der beschriebenen Kriterien nachgewiesenermaßen eine sehr sichere Therapie, die nur selten leichtere Nebenwirkungen aufweist. (5) (6)
Die chinesischen Arzneimittel sollten schon zur Prophylaxe und Stärkung des Immunsystems eingesetzt werden. Hierzu gibt es, wie für die verschiedenen Krankheitsstadien, offizielle – für diese Pandemie erarbeiteten – Rezepturvorschläge, die jedoch immer auch individuell angepasst werden sollten.
Begleitet werden kann die Arzneimitteltherapie sehr gut durch eine geeignete Ernährung. Ein Schlüsselfaktor in der Prävention und Behandlung mit Chinesischer Medizin des Corona-Virus besteht in der Vermeidung und Umwandlung von „Feuchtigkeit“ (shi) im frühen Krankheitsstadium. Kühle und befeuchtende Lebensmittel sollten gerade im Winter-Halbjahr unbedingt gemieden werden. Sehr wichtig ist hier die Stützung und Harmonisierung der „Mitte“, sowie die Regulierung des Qi-Flusses, – und neben allgemeinen Empfehlungen, die individuelle Beratung durch einen qualifizierten Therapeuten.
Neben diesen beiden Therapiemethoden existieren auch Behandlungsvorschläge zu Akupunktur, Akupressur (zur Selbstmassage) und zum Qigong, mit denen Patienten selbst aktiv an ihrer Vorbeugung und Therapie mitwirken können.
Viele Patienten fühlen sich nach einer durchgemachten Covid-19 Infektion schlapp und krank. Sie haben starke Beschwerden, wie erhöhte Temperatur, Geruchs- und Geschmacksverlust oder Muskelschmerzen, die häufig über Wochen oder gar Monate anhalten. Aus der westlichen Medizin stehen dafür keine wirksamen Medikamente zur Verfügung. Genau dafür gibt es allerdings in der Chinesischen Medizin gute und erfolgreiche Therapieansätze. Die Stärkung und Stützung der eigenen Ressourcen ist ein zentraler Bestandteil der Chinesischen Medizin. (7) (8)
Copyright Text: Dr. med. Rainer Nögel (Internist und Naturheilverfahren), München
Dieser Text wurde gepostet per 31.10.2019 – mit Genehmigung von Dr. Rainer Nögel – durch Uschi C. Brunner, Studio für Ayurveda Yoga, München (www.ayurveda-yoga-brunner.de).
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Copyright Beitragsfoto: Dr. med. Rainer Nögel, München
Dr. med. Rainer Nögel
Internist, Naturheilverfahren
Präsident der SMS – Int. Gesellschaft für Chinesische Medizin e.V.
Franz-Joseph-Straße 38, D-80801 München
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